WRT-Nachfahrt auf der Weser

WRT-Nachfahrt auf der Weser

Der Ausklang des Festakts am Sonntag des 56. Wanderrudertreffens in Hann. Münden war zugleich der Start für eine von Christoph Ehrle (KCfW) organisierte WRT-Nachfahrt auf der Weser (inkl. kurzem Abstecher auf die Aller). Die Fahrt ging von Höxter über Bodenwerder, Minden, Stolzenau, Nienburg, Hoya und Verden bis nach Bremen. Übernachtet wurde in der Regel in den Bootshäusern der jeweiligen Rudervereine vor Ort. Mit dabei: neun wanderruderbegeisterte Teilnehmende aus Rathenow, Köln, Darmstadt und Saarbrücken.

Die ersten beiden Teilstrecken war eher sportliches Rudern angesagt: von Höxter kamen wir, aufgrund der vorherigen Teilnahme am WRT-Festakt, planmäßig erst gegen 14.30 Uhr los und hatten noch 44 km vor Einbruch der zu dieser Jahreszeit schon sehr früh einbrechenden Dämmerung zu bewältigen. Der Folgetag nach Minden war dann mit 90 km die längste Teiletappe, die es auf einer mit seinem Gewässer und der herrlichen Natur vollends entschädigenden Ruderstrecke zu bewältigen galt. Keine Angst, so ging es auf dieser Ruderwanderfahrt nicht dauerhaft weiter. Die folgenden Tage ließen wir es mit deutlich kürzeren Strecken von jeweils 30 - 40 km eher geruhsam angehen und nutzten die uns nach den Tagesetappen verbleibende Tageszeit für Erkundungs-Streifzüge durch die wunderschönen Fachwerkstädtchen. Selbst ein Besuch in Nienburgs Spargelmuseum war zeitlich noch drin. Und wie schön, dass an jedem Zwischenstopp überall auch noch eine Eisdiele offen hatte - die wir selbstverständlich, selbstlos wie wir nun mal sind, auf Größe, Geschmack und Qualität der Eiskugeln testen mussten 😊.

Das Wetter spielte auf dieser Fahrt nur bedingt mit und stand im auffälligen Gegensatz zu den vorangegangenen heiß-trockenen Sommertagen, -wochen und -monaten dieses Jahres. Die Woche war recht kühl - zum Teil gingen die Temperaturen abends bis auf 4 Grad runter – und über mangelnden Regen konnten wir im Verlauf der Woche auch nicht klagen. Auf der Etappe nach Minden kam dann noch Sturm, Hagel und Gewitter dazu. Also von allem etwas. Das sollte (und konnte) dem Spaß an der Tour aber keinen Abbruch tun. Und dank der warmen, wind- und regendichten Jacken, die Thomas für die Steuerleute in weiser Voraussicht in jedem seiner Boote parat gehalten hat, waren wir auch auf diesem Bootsplatz jederzeit bestens versorgt.

Die Weser selbst ist ein großartiges Ruderrevier. Kaum Schleusen, etwas Strömung (zumindest bis Minden), die traumhafte und unberührte Landschaft des Weserberglands, Sehenswürdigkeiten wie das Weltkulturerbe Corvey, gut erhaltene Burgen und Schlösser, Ruhe, Natur, …. Einfach perfekt. Die unserer Fahrt vorangegangenen zwei Wochen mit starken Regenfällen hatten zudem dafür gesorgt, dass die aufgrund der Sommerdürre zuvor trocken gefallene Weser wieder ausreichend Wasser führte, der Fahrgastschiffverkehr und zahlreiche Fähren gleichzeitig aber noch vorübergehend eingestellt waren. Mit anderen Worten: die Weser gehörte uns (nahezu) allein.

Nachfolgend noch ein paar kurze Impressionen aus der Woche:

Für die Tagesetappe von Bodenwerder nach Minden hatte der Fahrtenleiter frühes Aufstehen angesetzt. Kein Problem. Aber als dann nachts um 03.45 Uhr Chrissi plötzlich von seiner Luma die Luft ablässt, sind alle von diesem Geräusch Geweckten doch ein wenig irritiert. Was ist das? So früh? Es ist doch noch mitten in der Nacht? Keiner sagt was, jeder verharrt möglichst unauffällig in seiner Schlafposition. Eine Viertelstunde später dann die Entwarnung. Die Luma wird mit kräftigen Atemstößen und unter vollem Lungeneinsatz wieder aufgeblasen. Allgemeines Durchatmen, die Nachtruhe geht weiter.

Ein bei der Ankunft in Minden für den nächsten Tag spontan geplanter Abstecher über das Mindener Wasserstraßenkreuz, das älteste (und nach Magdeburg) zweitgrößte Wasserstraßenkreuz Europas - eine 341 Meter lange zweispurige Trog-Brücke führt den Mittellandkanal in 13 m Höhe über die Weser - kann leider aufgrund einer Tagesbaustelle an einer der Schleusen nicht realisiert werden. Schade, da allein schon die Fahrt durch die denkmalgeschützte Schachtschleuse Minden ein besonderes Erlebnis ist. Und für die meisten Teilnehmer hätte die kleine Zusatzrunde sogar Neuwasser bedeutet - gar nicht so einfach, wenn man bedenkt, wo die meisten schon überall gerudert sind.

Die beiden gesteuerten Dreier aus dem Bootsbestand von Thomas laufen super. Zur Gesäßfreundlichkeit der Rollsitze gehen die Meinungen allerdings weit auseinander. So leidet Torsten von Tag zu Tag mehr. Derweil frage ich mich, warum ich überhaupt ein Sitzkissen mit eingepackt habe und würde am liebsten einen der Rollsitze für künftige Fahrten nach SB entführen.

In Stolzenau, wo wir ausnahmsweise nicht im Bootshaus, sondern ganz gepflegt in einem kleinen Hotel übernachten, essen wir abends vor Ort. Die Portionen sind “sooooooo klein”, dass selbst die üblichen Tatverdächtigen und “Essensretter bzw. -vernichter” es fast nicht schaffen, sich der verbleibenden Essensportionen der schon auf halber Strecke kapitulierenden Anderen anzunehmen. Doch zum Schluss gibt es auch an diesem Tag keine Reste – dafür am nächsten Tag ein wenig Sonnenschein. Ein nächstes Mal würden wir aber an selber Stelle mehrheitlich wohl eher nur aus der in der Speisekarte ausgewiesenen Auswahl an Kindermenüs bestellen.

An den Abenden versucht uns Stefan sein neuestes Kartenspiel “Exploding Kittens” beizubringen. Mit aufgesetztem Pokerface, trockenen Sprüchen und viel Leidenschaft verbringen wir so viele nette Stunden und spielten uns immer wieder auf’s Neue gekonnt gegenseitig ins Aus. Gut, dass es sich um kein Trinkspiel handelt – ich verliere einfach zu oft.

Trotz des in Teilen vielleicht suboptimalen Wetters war es eine rundum gelungene Wanderfahrt. Danke Christoph für die tolle Organisation und danke an die gesamte Mannschaft, die auf dieser Fahrt dabei war.

Christine Dörge