Fünf Jahre Ruder­freund­schaft Rathenow – Saarbrücken

Fünf Jahre Ruder­freund­schaft Rathenow – Saarbrücken

Kinder, wie die Zeit verfliegt. Der Rathenower Ruder-Club Wiking hatte im Juli wieder zu seiner alljährlichen Sommerwanderfahrt geladen und wir sitzen gerade in einem gemischten Saarbrücker/Rathenower Boot. Und plötzlich die überraschende Erkenntnis: Vor fünf Jahren fing alles an – mit dem ganz großen Elbe-Havel-Dreieck auf der Sommerwanderfahrt 2017 starteten die Undine und die Rathenower zu ihrer ersten Gemeinschaftswanderfahrt. Es sollte eine ganze Reihe weiterer, gemeinsamer Unternehmungen folgen. Zeit für einen Rückblick.

2017 lud Fahrtenleiter Stefan Lemme die Undine erstmals zur Rathenower Sommerwanderfahrt ein. Mit etwa 300 km Gesamtstrecke ist das “Ganz große Elbe-Havel-Dreieck” zwar eine - für damalige Undine-Verhältnisse - ausgesprochen lange Rudertour, die Nachfrage aber war groß. Nach intensiver Vorbereitung auf der Saar machten sich im August 2017 schließlich zehn Saarländer mit zwei Booten auf den Weg ins Havelland. Die Begrüßung in Rathenow war überaus herzlich und leicht amüsiert mit den Worten “Ach, das sind die, die für eine Wanderfahrt vorab trainieren” (ja Christian, wir Saarbrücker nehmen das Wanderrudern wirklich ernst, auch in der Vorbereitung 😉). Diese erste gemeinsame Fahrt bot reichlich Zeit sich besser kennen zu lernen und ist eine bleibende Erinnerung. Zugleich war diese erste gemeinsame Sommerwanderfahrt der Auftakt für eine große Zahl weiterer gegenseitiger Einladungen und diverser Gemeinschaftswanderfahrten in Deutschland und seinen europäischen Nachbarländern unter der regelmäßigen Beteiligung aus beiden Vereinen.

So sollten im darauffolgenden Jahr gleich vier gemeinsame Fahrten stattfinden, wobei die Teilnahme an der 44. Vogalonga wohl zu den Höhepunkten des Jahres zählen dürfte. Insgesamt zehn Teilnehmer haben im Mai 2018 mit der Undine-Barke die Lagune von Venedig unsicher gemacht. Ein umwerfendes Erlebnis! Und neben der Sommerwanderfahrt “Ruppiner Gewässer bis nach Rathenow” ging es in diesem Jahr außerdem noch “Saar-abwärts bis zur Mosel” und im September 2018 an die Maas im französisch-belgischen Grenzgebiet.

Nach so vielen wundervollen Kilometern auf dem Wasser und viel Zeit in heiterer Gesellschaft nahmen wir uns für die Rudersaison 2019 nicht weniger vor. “Les fous de nefs” (Die Schiffsnarren) starteten mit ihrer ersten Auflage. Dort durfte die Saarbrücker Barke unter Rathenower Flagge natürlich nicht fehlen und schon ging es im Juni 2019 für eine Wochenendfahrt nach Straßburg. Die Sommerwanderfahrt der Rathenower war diesmal als Nachfahrt für das Wanderrudertreffen in Brandenburg an der Havel angelegt und führte uns abermals auf das “Ganz große Elbe-Havel-Dreieck”. Im September 2019 hatten wir noch die “Traversée de Paris” im Programm. Dort sind aus den ursprünglich geplanten zwei Booten dann ganz schnell mal neun geworden und wir fuhren zusammen mit den Saargmündern und zwei voll beladenen Hängern in die französische Hauptstadt. Den Saisonabschluss bildete dann im Oktober 2019 ein zweiter Platz beim 48. Rheinmarathon mit einem Mix-Vierer unter Rathenower und Saarbrücker Beteiligung. Was für ein Jahr!

Im Sommer 2020 sollte es eigentlich so weitergehen. Die Pfingstfahrt nach Bayonne zu “Les trois rivières” und an die Dordogne fiel jedoch den Corona-bedingten Einreisebeschränkung nach Frankreich zum Opfer. Etwas bangend um die lange geplante Sommerwanderfahrt “Von Prag bis nach Rathenow” im Juli 2020 musste die Fahrtenplanung hierfür nur etwas angepasst werden. Die tschechische Grenze war zwar kurzfristig wieder offen, wegen der heiklen Lage startete die Fahrt allerdings mit einem Wandertag durch die Sächsische Schweiz und die Boote wurden erst auf der Elbe in Děčín zu Wasser gelassen, sodass wir noch am selben Tag wieder zurück in Deutschland waren.

Die Fahrt durch insgesamt drei Bundesländer offenbarte auch den damaligen Wildwuchs und die Planlosigkeit bei den verordneten Corona-Beschränkungen mit denen wir uns immer wieder konfrontiert sahen. Nichtsdestotrotz erreichten wir nach 456 km auf Elbe und Havel allesamt gesund das Rathenower Bootshaus. Durch die fehlende Planungssicherheit konnte auch das Wanderrudertreffen in Saarbrücken nicht durchgeführt werden und ist frühzeitig um ein Jahr verschoben worden. Was allerdings nicht verschoben wurde, waren die zahlreichen Vor- und Nachfahrten, sodass sich an dem ursprünglich geplanten Termin im September 2020, dann doch etwa 60 Leute auf dem Undine-Hof tummelten. Einige davon – wie nicht anders zu erwarten – aus Rathenow. Sie starteten gemeinsam mit einigen Undine-Mitgliedern entlang von Saar, Mosel und Rhein zu einer sportlichen WRT-Nachfahrt bis nach Köln.

Auch in 2021 hinterließ Corona seine Spuren und machte eine erneute Teilnahme an der Vogalonga unmöglich. Die anhaltenden Beschränkungen erschwerten derartige logistische Unternehmungen. Das zeigte sich auch bei der Sommerwanderfahrt, die mangels Übernachtungsmöglichkeiten nicht auf der ursprünglich angedachten Strecke stattfinden konnte. Doch bevor eine Sommerwanderfahrt wirklich ausfällt, da muss deutlich mehr passieren! So wurde kurzerhand umdisponiert und wir fuhren im Juli 2021 “Von Lindow nach Rathenow” eine adaptierte Version von 2018. Anschließend ging es für eine kleine Gruppe noch nach Dänemark. Der Deutsche Ruderverein Hadersleben hatte eingeladen und die Anreise lohnt sich natürlich nur in Verbindung mit einer Wanderfahrt. So ging es vom Haderslev Fjord über Sonderburg, Flensburg und Kappeln in zwei Inrigger-Vierern bis nach Schleswig. Die Etappen auf der Ostsee konnte man ohne Vorbehalte “abenteuerlich” nennen. Als letzter Veranstaltungshöhepunkt fand im September 2021 nun noch das verschobene Wanderrudertreffen in Saarbrücken statt. Die Undine-Mitglieder waren als Gastgeber an dem Wochenende zwar sehr eingespannt, ließen es sich aber nicht nehmen, die angereisten Ruderfreunde aus Rathenow herzlich zu begrüßen. Die Rathenower bildeten unter anderem die Stammbesatzung der “Party-Barke”, welche neben dem NWRV-Kirchboot während der Tagesfahrt einige Aufmerksamkeit auf sich zog.

Etwas erschöpft von dem erschwerten Planungsaufwand der letzten zwei Jahre sollten in 2022 etwas kleinere Brötchen gebacken werden. Also fährt man einfach mal nach Schweden. Die Idee dazu existierte schon lange und dieses Jahr gab der ständig volle Ruderkalender es endlich her: zwei Wochen “Schwedisch Rudern” auf den Seen im Värmland. Aber eine Sommerwanderfahrt fand doch trotzdem statt, fragt ihr euch!? Aber na klar, und es ging mit reichlich weiteren Gästen mal wieder über das “Ganz große Elbe-Havel-Dreieck”.

Die Art und Weise der Durchführung von Wanderfahrten unterschied sich anfangs zwischen beiden Vereinen noch erheblich. In den vergangenen fünf Jahren haben sich die zwei “Kulturen” aber ein gutes Stück angenähert. Und inzwischen wissen beide Vereine die jeweiligen Vorzüge zu schätzen. Große Gîte mit Schwimmbad oder Jacuzzi werden genauso gern genutzt wie ein täglich wechselndes Luma-Lager im Bootshaus mit Limits für das Bootsgepäck (ein Sack muss reichen – aber wirklich für alles!). Abends ein schön eingedeckter Tisch mit eingespieltem Kochteam, das ein Mehrgänge-Menü zaubert, bis hin zu rustikaler Verpflegung auf kleinem wie großem Gaskocher bilden das Repertoire unserer gemeinsamen Wanderfahrten. “Hauptsach gudd gess” und “sportliche Tagesetappen” bilden keinen zwangsläufigen Gegensatz.

Es sind Fahrten, die zusammenschweißen und mit wunderschönen Erinnerungen verbleiben. Neben einem harten Kern, der sich über die Zeit herausgebildet hat, nehmen jedes Jahr auch immer wieder neue Mitglieder die Möglichkeit wahr, an den wechselseitig organisierten Fahrten teilzunehmen. Aus ersten Kontakten sind echte Freundschaften geworden. Und wir hoffen, dass die entstandene Ruderfreundschaft Rathenow-Saarbrücken weiterhin so rege mit Leben erfüllt wird.

In diesem Sinne: Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum. Lasst uns Anstoßen auf viele weitere großartige und spannende Fahrten!

Christine Dörge